Empanadas und andere südamerikanische Sünden

Uruguayische Esskultur auf der Sonnenallee

Empanadas, Steaks oder Chorizo al Pan sind nur ein paar der Spezialitäten des »Pecados«. In den gediegenen und großzügigen Räumlichkeiten des einstigen »Pape’s Gasthaus« in der Sonnenallee, wo zuletzt eher glücklos Edelschnitzel angeboten wurden, kommen nun »kleine Sünden«, so »pecados« übersetzt, auf den Tisch.

GAUCHOS Favorit.     Foto: hlb

Gegründet haben das Restaurant Dierk Draeger und seine Frau Mariana, die aus Uruguay kommt, aber seit über zwei Jahrzehnten Wahl-Berlinerin ist. Mit ihren Foodtrucks versorgen sie die Stadt bereits seit Längerem mobil mit uruguayischen Köstlichkeiten, jetzt haben sie seit März ihr festes Lokal, dessen Küche genug Platz für die Produktion ihrer diversen gefüllten Teigtaschen und aufwendigeren Gerichte bietet. Insbesondere südamerikanische Gäste bestätigen und freuen sich über die authentische Qualität der Speisen, die ihnen ein Stück Heimat in die Stadt bringt. Draegers haben in Neukölln auch eine neue Wohnung gefunden und wissen, dass sie an diesem Standort eventuell einen längeren Atem brauchen, um auch die Kieznachbarn zu Stammgästen zu machen, sind aber von ihrem Konzept überzeugt.
Das kleine südamerikanische Land, kaum krisengeschüttelt wie viele seiner Nachbarn (die hier gern Urlaub machen) und bekannt für seine Strände und das grüne Landesinnere, hat gerade mal so viele Einwohner wie Berlin, die Hälfte davon lebt in der Küstenhauptstadt Montevideo. Gelassene Entspanntheit zeichnet die »Urus« aus. Gauchos auf riesigen Weiden rund um große Farmen widmen sich hier einer zumeist ökologisch schonenden, antibiotika- und hormoneinsatzfreien Rinder- und Schafzucht, die das Land zu den fünf besten Fleischlieferanten der Welt macht. Im »Pecados« wird daher natürlich vornehmlich uru­guayisches Fleisch von relaxten Weidetieren verarbeitet, zu marinierter Rinderzunge etwa oder Hüftsteak mit Grillgemüse und Rotweinsauce.
Das Restaurant verzichtet auf folkloristischen Kitsch, setzt statt dessen auf gepflegtes, fast hotelartiges Ambiente mit bequemem Gestühl, einer kleinen Uruguay-Bibliothek und in eigens in Uruguay mit dem Hauslogo geprägten Ledersets an jedem Platz. Ein metallener Bullenkopf an der Wand wacht über die Gäste.
Neben den hausgemachten, deftig-groben Chorizo-Würsten gehört das Nationalgericht Chivito zu den Besonderheiten der Karte: Steak­hüfte, Kochschinken, Speck, Mozzarella, Spiegelei, gegrillte Paprika, Oliven, Salat, Tomate und russischer Kartoffelsalat, serviert im Brot oder mit Pommes. Zu fleischlastig? Die Hälfte der zehn verschieden gefüllten Empanadas sind vegetarisch, ebenso die Canelones (Canneloni mit Spinat, Mangold und Ricotta). Zu den süßen südamerikanischen Sünden zählen Arrollados, Biskuitröllchen, gefüllt mit der Milchkaramellcreme Dulce de Leche, Schokolade oder Obst, Postre Chajás, Biskuittörtchen mit Buttermilch-Vanille-Creme und Pfirsichen, oder Alfajores de Maizena, gefüllte Maismehlkekse mit Kokosstreuseln. Dazu ein uruguayischer Wein oder Grappa, bei schönem Wetter im kleinen Biergarten, und die Pampa rückt ganz nah an die Sonnenallee.

hlb
Pecados Cucina Uruguaya Sonnenallee 127,
Di – Sa 17 – 23 Uhr, www.pecados.de